17. März 2021 Die beiden größten menschengemachten Stressfaktoren für den Stadtbaum sind bei uns
1) Der Klimawandel
2) Der Straßenbau
Bäume sind in Bedrängnis, ganz besonders betroffen davon sind unsere Straßenbäume.
Kleinste Baumbeete, kein ausreichender Wurzelraum lässt aus den ambitioniert gepflanzten Bäumen Hungerharken werden, die in viel zu kleinen „Schuhen“ ums Überleben kämpfen. Ihre Gemeinwohlleistung, also das, was sie Gutes für uns Menschen tun als Schatten- und Sauerstoffspender, also als Lunge, Klimaanlage, Tier-Hotel, tendiert gegen Null. Das heißt auch unsere Wertschätzung dem immer wichtigeren Grün entlang von Straßen.
Auf der Bahnhofstraße in Moers-Kapellen kann man den Zustand besonders gut ablesen. Hier werden demnächst im Zuge der Straßensanierung rund 45 Bäume entfernt. Die meisten waren/sind tatsächlich in der letzten Phase des Überlebenskampfes. Annähernd 2/3 sollen nach intensivem Drängen wieder nachgepflanzt werden. Dass dafür jetzt mehr Geld hierfür und woanders in Moers in die Hand genommen werden soll, ist ein echter Fortschritt.
Es ist also gut, wenn wir in Moers endlich anerkennen, welche Wertschöpfung für unsere Gesundheit jeder Baum in Moers hat. In letzter Konsequenz wäre es sogar richtig, Bäume als Anlagevermögen im Haushalt der Stadt abzubilden, ebenso wie die Fläche auf der sie stehen, die Ampeln, die den Verkehr regeln und die Straßenbeleuchtung. Da wird nämlich dreimal überlegt und geprüft, wie und wofür man Geld ausgibt. Die Investition muss sich auch möglichst viele Jahre lohnen.
Das Maßnahmenbündel „Stadtbaum“ ist ein erster Meilenstein und wichtig! Aber richtig werden Nachpflanzungen und Bestanderweiterungen erst dann, wenn alles dafür getan wird, dass auch diese Investition sich lohnt. Für den Straßenbaum heißt das ein ausreichend großes, tiefes und bewässertes Baumbeet, eine klimaangepasste Baumart und die Pflege. Bevor überhaupt gepflanzt wird heißt das, sich sehr genau mit dem Untergrund, den Kanälen und Leitungen, Straßenbau, Fuß- und Radwegen, vor allem aber der Be- und Entwässerung zu beschäftigen. Beim Stadtbaum geht es also oft sehr viel mehr um den Stadtbau.
Dafür müssen wir hier in Moers ernsthaft die Perspektive ändern wollen: Verkehrs – und Bauleitplanung aus der Sicht des Gesundheitschutzes und der Lebensqualität für Menschen, ergo aus der Sicht des Baumes. Geld ausgeben reicht nicht. Wir müssen es auch klug ausgeben.
Zum Glück stehen gerade unfassbar viele Fördertöpfe zur Verfügung (Grün inne Stadt, Wasser in der Stadt, Klimaresilienz) die uns dabei helfen können, als eher klamme Kommune jetzt von Anfang an alles richtig zu machen. Die Verwaltung hat da gute Vorarbeit geleistet. Jetzt wird hoffentlich angepackt.
Privates Engagement wie ein Bürgerwald, Baumpatenschaften (auch für Straßenbäume z.B. bei der Pflege) ist schön, wünschenswert und schärft das Verantwortungsbewusstsein.
Jeder Baum zählt!